Es gibt Momente, in denen ich die Welt nicht mehr verstehe. Und dann gibt es diese seltenen Begebenheiten, in denen mich eine irritierende Leere erfüllt und nur noch ratlos den Kopf schütteln lässt. Letzte Woche war einer dieser Momente, als mir Herr Schuhbeck einen Burger von McDonald’s entgegenhielt.
Moment? Etwa DER Alfons Schuhbeck? Der Sternekoch? Der, der in sämtlichen Kochsendungen gesunde, ausgewogene Ernährung herauf- und herunterpredigt? Der beim Überraschungsmenü von Lanz kocht! Esspapier und Marshmellows gerne einmal als „Schmarrn“ bezeichnet? Der uns Woche für Woche predigt, man müsse sich nicht wundern, krank zu werden, wenn man all diesen Schmarrn regelmäßig in sich hineinstopft?
Genau der.
Gerade erst hatte ich mir begeistert den zweiten Teil seiner „Welt der Gewürze“ gekauft, ein wirklich tolles Buch, in dem man ihn auf seiner Reise von Marrakesch bis in den Orient begleitet. Und nun verspüre ich wenig Lust, das Buch weiter zu lesen. Vielmehr verspüre ich Lust, das Buch (und meine beiden anderen Schuhbeck Kochbücher) weit weg zu legen, ähnlich wie das Jutta geht.
Ich habe per se nichts gegen McDonald’s – ich bin dort ganz selten auch einmal auf einen schnellen Burger anzutreffen.
Was mich an dieser Sache aber aufregt, ist die offensichtliche Janusköpfigkeit des Herrn Schuhbeck. Das eine Gesicht predigt gesunde, ausgewogene Ernährung, das andere wirbt für Big Rösti und Coca Cola. Das passt nicht zusammen und entbehrt jeder Moral. Herr Schuhbeck hat für mich an Glaubwürdigkeit verloren. Noch schlimmer wiegt da die Tatsache, dass er sich als Wiederholungstäter entpuppt und scheinbar nichts aus der Vergangenheit gelernt hat.
Bleibt nur zu hoffen, dass durch seine Vorbildfunktion und seinen Ruf als Gallionsfigur des gesunden Essens nicht zu viele Personen so beeinflusst werden, dass ein Mittagessen bei McDonald’s ein wenig besser gegen das eigene Gewissen gerechtfertigt werden kann.
Schade, Herr Schuhbeck. Sie haben heute einen Fan verloren.
Weitere Auseinandersetzung mit dem Thema:
Die Antwort auf meine und andere entsprechendes Mail verstärkt nur die Sprachlosigkeit:
Sehr geehrte Frau von Au,
Danke für Ihre Mail!
Zu der McDonald’s Werbung mit Herrn Schuhbeck können wir Ihnen Folgendes mitteilen: Die Hüttengaudi ist ein fest etabliertes Highlight bei McDonald‘s. Dieses Jahr hat sich Herr Schuhbeck auf Anfrage von McDonald‘s hin als „Hüttenwirt“ zur Verfügung gestellt. Dafür hat er mit der Produktentwicklung von McDonald‘s zwei besondere Burger kreiert.
Die Gründe für die Kooperation mit McDonald’s sind vielfältig: Zum einen hat Herrn Schuhbeck als Urbayer das „Hüttengaudi“-Thema sofort überzeugt. – Ein Motto, das sehr gut zu ihm passt. Zum anderen freut er sich darüber, mehr Menschen die Möglichkeit geben zu können, neue Geschmackswelten kennenzulernen. Zum dritten legt McDonald‘s besonders hohen Wert auf die Qualität der Rohwaren und Produkte – ein Punkt, der auch Herrn Schuhbeck außerordentlich wichtig ist. Und zu guter Letzt sollte ein Restaurantbesuch – ganz gleich ob bei McDonald’s, auf einer Ski-Hütte oder in einem Sternerestaurant – eines nie sein: langweilig. Denn gerade die Vielfalt ist ja das, was Essen erst so richtig interessant macht.
Wir bedauern Ihre Enttäuschung sehr und verbleiben mit
Herzlichen Grüßen vom Platzl,
Susanne Lang
Assistenz der Rezeptentwicklung
Hm, interessante Antwort, professionell geschrieben. Aber eben am Thema vorbei.
naja, die Sprachlosigkeit verstehe ich gewiss, aber auch nur teils, hier mal die Perspektive 2
http://www.effilee.de/magazin/aus-der-redaktion/zwischenruf-die-richtung-stimmt-herr-schuhbeck-83623
Auch nicht unbedingt ein positiveres Bild und natürlich voll von Ironie. Schade, wenn die Werbung für McDonald’s als Verbesserung angesehen werden muss…
(Übrigens: Den Artikel hatte ich am Ende des Beitrags verlinkt)
so viele regen sich über ihn auf. mir sind alle fernseh-köche schnuppe.
seid dieser schubi aber mal in einer sendung erklärte, dass basilikumstängel (oder stängel anderer kräuter) unnötigerweise weggeworfen werden, wobei diese sogar mehr aroma abgaben. und man eine vanille schote 100x mal oder so nutzen könne.
seitdem kann ich ihn einfach nicht hassen. wenn man solche infos nicht von zu haus aus mit auf dem weg bekommen hat, ist man froh drüber.
Das habe ich auch gesehen und war sehr dankbar für die Information….
Jetzt gibt´s schon zwei Posts mit diesem Titel. ;)
http://arthurstochterkocht.blogspot.com/2011/09/von-der-moral.html
Aber abgesehen davon, dass ich die spitze Bemerkung, die mir zur thematischen Parallelität unserer beiden Artikel einfällt, hier nicht hinschreiben werde ;) gebe ich Dir unumwunden Recht. Ich finde auch nicht, dass es hier um das Thema geht: McDonald´s gut oder böse. Das wird von zu vielen Personen vermischt, sogar von Frau Lang. Es geht um die Doppelzüngigkeit, wie Du schon gesagt hast.
@Astrid: Ops. Faux-pas. Tut mir leid – ich habe an Deinen Artikel nicht mehr gedacht. McDonald’s ist mir egal. Am meisten ärgert mich der Missbrauch der Vorbildfunktion. Schade.
och, ich finde das nicht schlimm und deshalb habe ich es auch gar nicht geschrieben.
Ok, gut! :D
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht genau erinnern, welche Aussagen Herr Schuhbeck zum Thema gesunder Ernährung in der Öffentlichkeit gepredigt hat und ich hab ihn auch nicht wirklich verfolgt.
Jedoch kann ich mich noch sehr gut daran erinnern wie er vor einigen Jahren während der Sendung des Bayerischen Rundfunks “Gipfeltreffen” mit Werner Schmidbauer die Aussage getroffen hat, dass er einen gut gemachten Cheeseburger (auch von McDonalds) nicht verschmähen würde und nicht als Sünde ansieht, solange der Verzehr nicht zur Regelmäßigkeit wird.
Diese Aussage hat er bereits Jahre vorher gemacht, bevor diese Kampagne überhaupt in Planung war.
So gesehen kann ich die Aufregung nicht ganz nachvollziehen und denke, dass hier vielleicht Herrn Schuhbeck Worte in den Mund gelegt werden die er so nicht getroffen hat.
Btw, gesunde Ernährung und sporadische Mäc-Besuche schließen sich nicht gänzlich aus und ich freue mich auf den neuen Burger.
Mfg,
Bungo
Bungo, ich finde das ist eine berechtigte Meinung. Mein Standpunkt ist da aber ein anderer.