1984.

Wie ich meine Leidenschaft zum Kochen fand und wie alles mit einem Verbot begann.

Ich hatte schon immer ein Talent, meine Eltern zu überraschen. Kaum hatten sie ihre Augen für den Bruchteil einer Sekunde von mir abgewandt, war ich auch schon verschwunden. In unbeaufsichtigten Momenten wurde auch die weiß tapezierte Wand in unserer Diele mit einem unbewachten Schlüsselbund mit ansprechenden grauen Linien verziert.

Ich war also ein ziemlicher Rabauke, der auch 1984 vor der Küche nicht Halt machte. Waren meine Eltern außer Reichweite, kochte ich mit Vorliebe Obstsalat. Äpfel wurden also kurzerhand zerkleinert, die Stücke waren mehr oder weniger groß. Und da ich kochen wollte, mussten die Äpfel für den Obstsalat auch gebraten werden. Die Marinade bestand aus Wasser. Meine Eltern gaben sich redlich Mühe, sich die Köstlichkeit schmecken zu lassen und aßen brav in Wasser gekochte, geachtelte Apfelstücke. Mit Schale. Damals war ich vier Jahre alt.

Gegessen habe ich schon immer gerne. Und vor allem viel. Sehr viel. Wenn ich zu Abiturzeiten als Gast bei einer Party erschien, hieß es oft: „Leute, schnell ans Buffet wenn ihr noch Hunger habt – der Uwe ist da“ – natürlich völlig unbegründet. Als ob 8 ½ Teller Nudelsalat so viel wären. „Will noch jemand was?“ wurde so zu meinem oft zitierten Credo.

Zu Studienzeiten wurde ich in der Mensa durch das Küchenpersonal mit den Worten „Hallo Uwe, heute wie immer mit zwei Extra-Knödeln?“ begrüßt. Kam ich spät nachts mit einem leichten Hungergefühl nach Hause, so fand ich an verschiedenen Speisen im Kühlschrank drohend gelbe Post-Its mit der Aufschrift „NICHT ESSEN!!“ vor – eine eindeutige Warnung meiner Mutter, die begründet um das geplante Mittagessen des nächsten Tages fürchtete.

Meine Mutter ist eine exzellente Köchin. Sie war es, die das Interesse für gutes Essen und dessen Zubereitung in mir weckte und mir viel Wissen rund um die Themen Zubereitung, Ernährung und Koch-Techniken beigebracht und erklärt hat. Mit Anfang 20 war die Leidenschaft geweckt. Immer öfter griff ich selbst zum Kochlöffel, las die Kochbücher in Mutters umfangreichem Fundus und experimentierte selbst am Herd. So dauerte es nicht lange, bis sich aus Interesse Leidenschaft und ein echtes Hobby entwickelte.

Ich mag es, wenn es in der Küche dampft und brodelt und sich die Gerüche vermischen. Ich mag es, gemeinsam mit Freunden zu kochen und zu essen. Ich mag gutes, hausgemachtes Essen aus frischen Zutaten. Ich liebe die unglaubliche Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten, die Kochen zu einem kreativen Erlebnis für alle Sinne werden lässt. Und ich koche gerne für Gäste. Und mittlerweile darf ich zuhause auch wieder Obstsalat zubereiten.

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