Heute ist es mal wieder soweit – Uwe begibt sich auf einen Kreuzzug gegen die Nahrungsmittelindustrie. Die bekam kürzlich im Rahmen eines Tests der Stiftung Warentest ihr Fett weg – von 30 Produkten war wohl jedes dritte mangelhaft. Und wer will schon mangelhafte Produkte essen?
Unsere Gesellschaft ist auf dem besten Wege zu verlernen, woher Lebensmittel stammen, wie Komponenten eines Gerichts hergestellt und welche Zutaten für welches Gericht benötigt werden. Wir opfern gesunde und wohlschmeckende Ernährung einem Leben auf der Überholspur. Die Nahrungsmittelindustrie und ihre Lobby haben diesen Trend natürlich nicht verschlafen und bieten passende Produkte, die uns das Leben leichter machen sollen. Warum sich mit nervigen, zeitraubenden Details aufhalten, wenn es einfacher geht? Warum verstehen, wie eine gute Suppe frisch zubereitet wird, wenn ich mir ein Substitutionsprodukt aus der Retorte innerhalb von 5 Minuten zusammenbrauen kann? Warum das Risiko eingehen, dass Gerichte mit gleichen Zutaten immer ein wenig anders schmecken, wenn ich doch den immer gleichen Geschmack produzieren kann?
Diese Produkte braucht kein Mensch.
Du brauchst kein Fertig-Pesto. Kein grünes, und kein rotes. Niemals. Und nein: Die Zeit ist kein Argument. Die Nudeln kochen 10 Minuten – in der Zeit ist das Pesto fertig. Versprochen. Wollen wir wetten?
Ein gutes, schmackhaftes Pesto Rosso besteht aus einer Handvoll Zutaten. Du brauchst für 2 Personen:
- 140g getrocknete Tomaten
- 50g Pinienkerne
- 1 Knoblauchzehe
- 15ml Olivenöl
- 30g Parmesan
- Salz, Pfeffer
- 1 hohes Gefäß
- 1 Stabmixer
Wenn Du eine vegane Variante zubereiten möchtest, dann lässt Du den Parmesan einfach weg und nimmst ein paar Gramm Pinienkerne mehr. Dann röstest Du die Pinienkerne langsam in einer Pfanne an. Nach 3-4 Minuten fangen die Kerne an zu duften und bräunen. Wenn sie schön goldbraun sind, füllst Du alle Zutaten in das hohe Gefäß, setzt den Stabmixer an und *fzzzziiiiibbmmm* ist das Pesto Rosso fertig. Wenn’s sein muss, dann würzt Du noch ein wenig mit Salz und Pfeffer nach.
Variante 1: Pesto Rosso all’Arrabbiata
Ach so? Die Fertig-Varianten gibt’s in so fancy Geschmacksrichtungen? Kein Problem, es sind ja erst 7 Minuten vergangen. Wir haben noch drei. Wie wäre es also mit einem Pesto Rosso all’ Arriabbiata? Oder alla Puttanesca? Oder einem Pesto Rosso Ricotta?
Wenn Du es scharf magst, dann schnappe Dir einfach noch eine rote Chili. Oder zwei – je nach Gusto. Hacke diese so klein wie möglich und mische sie einfach unter das Pesto Rosso. Bitteschön – einmal All’ Arrabbiata.
Variante 2: Pesto Rosso alla Puttanesca
Hm, Du hättest es gerne etwas Würziger? Ausgefallener? Dann ist die Version Alla Puttanesca genau das Richtige. Dazu brauchst Du nur 1-2 TL Kapern, 2 Sardellenfilets, frischen Oregano (Petersilie geht auch), eine Schalotte und ein paar schwarze Oliven. Die letzten drei Zutaten hackst Du fein und mischst sie – außer der Schalotte – unter das Pesto. Die ersten beiden würfelst Du grob und packst sie mit etwas Öl und der Schalotte in eine Pfanne, bis die Sardellen schmelzen. Ab unter das Pesto (Das sollte nach Möglichkeit ungesalzen sein, weil die Sardellen sehr würzig sind). Fertig.
Variante 3: Pesto Rosso mit Ricotta
Ricotta? Gern. Dazu lässt Du am besten den Parmesan aus dem Grundrezept heraus und mischst in das Pesto Ricotta nach Gusto. Abschmecken, fertig.
Die Nudeln sind fertig, tropfen ab. Das Pesto ist frisch zubereitet und steht neben der dampfenden Pasta. Du weisst genau, was im Pesto ist: Nur gute, frische Zutaten, keine Zusatzstoffe, keine Geschmacksverstärker, keine Konservierungsstoffe. Gutes Olivenöl. Echte Pinienkerne, nicht nur in mikroskopischen Mengen.
Du hast es selbst zubereitet. Lass niemanden bestimmen, was Du isst.
Ein toller Beitrag, Uwe!
Genau deshalb wird hier bei uns auch so gut wie alles selber gemacht.
Wir backen unser eigenes Brot, unsere Brötchen, machen Salatsaucen, Tomatensaucen, Pizzateige, sogar die Nudelteige selber. Der eigene Gemüsegarten beliefert uns mit saisonalem Obst und Gemüse, mit frischen Kräutern und dem einzigartigen Gefühl: Ich gehe in den Garten und ernte das, was ich heute zum Leben brauche. Fehlen nur noch ein paar Hühner und eine Kuh, dann wäre unser Selbstversorger-Haus vollständig.
Das Schönste für mich ist: Meinen Kindern zu zeigen, wie man Sauerteig zieht und daraus Brot bäckt. Wie man mit frischen Zutaten kocht. Wie man die Reineclauden vom Baum zu allen möglichen verschiedenen Leckereien verarbeiten kann. Zu sehen, wie auch die Kinder daran grossen Gefallen finden…
Liebe Grüsse! Yushka
Die Wege des Internet sind echt spannend und manchmal hat man Glück und landet am Ende einer Verknüpfung von Links auf einem Blog wie diesem, der zudem als ersten optischen Eindruck Pesto rosso bietet. Gerade letzte Woche habe ich kurz überlegt auch mal die rote Variante auszuprobieren und es komplett aus den Augen verloren und werde hier nun perfekt inszeniert daran erinnert.
Vielen Dank für das Teilen und ich komme gerne wieder vorbei um mir Anregungen fürs Kochen und Fotografieren zu holen.
Beste Grüße
Tanja
Suuuuper leckeres Rezept…. Ganz einfach zu machen und es schmeckt himmlisch. Habe das mit Ricotta getestet und kann wirklich nicht genug davon bekommen :-) Wirklich sehr sehr lecker!!! Danke für das tolle Rezept !!!
Hmmm… ich liebe Pesto Rosso. Und die gekauften Produkte sind auch hier in der Schweiz meist v.a. ein öliges Etwas, das nach nichts schmeckt. Nein danke, das wird selbst gemacht, da hast Du schon recht, Uwe!
Was nimmst Du für getrocknete Tomaten, die eingelegte Variante (in Olivenöl) oder die noch trockenen im Beutel? Versuch mal die noch trockenen Tomaten in einer Mischung aus Weisswein und Wasser (50/50) weich zu kochen, und dann zu pürieren, das wird gleich noch etwas delikater! Und immer etwas Kochwasser der Pasta aufbewahren und am Schluss ins Pesto einrühren, für das extra-sämige Erlebnis! Toll, jetzt habe ich schon wieder Hunger…
Ein toller Post, der mir direkt aus der Seele spricht :-)
… und die Pesto-Rezepte werde ich direkt mal ausprobieren.
Tut es dafür ein normaler handelsüblicher Stabmixer oder braucht man etwas Besonders (Bamix o.ä.)?
Liebe Grüße
Jana
Wer einmal selbstgemachtes Pesto probiert hat, wird sich wahrscheinlich nie wieder ein fertiges Produkt kaufen! Das Gleiche gilt insbesondere für Ajvar (Paprika, Auberginen-Paste, die selbstgemacht um Welten besser schmeckt als das Fertigprodukt!
Besser schmeckts natürlich selbst gemacht…und das es gesünder ist müssen wir wohl auch nicht disskutieren. Allerdings können sich nicht alle Menschen einen derartigen Luxus leisten. Ein Fertigpesto kostet in etwa 2-3 Euro wärend ich für die Pinienkerne alleine schon mit etwa 5 Euro rechnen kann. So einfach ist es nicht, sich ausgewogen zu ernähren, vielen Menschen fehlt ganz einfach das Geld dazu.
Probiere einfach mal andere Kerne Sonnenblumen, Kürbis etc. oder Nüsse statt Pinienkerne. Schmeckt auch und ist preiswerter…
Hmm, das mit den Pinienkernen lass ich gelten, die sind wirklich teuer, aber die Aussage, dass man sich nicht ausgewogen ernähren kann, wenn man nicht viel Geld hat, nicht. Ich bin überzeugt, dass man auch mit geringem Einkommen ausgewogen leben kann, aber man kann sich nicht oft den Luxus bestimmter Lebensmittel leisten. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Und noch eine Bemerkung: der Unterschied zu fertigen Pestos liegt auch darin, dass die für 2-3 Euro in der Regel keine Pinienkerne sondern z.B. Cashewnüsse enthalten und kein Olivenöl, sondern das günstigere Sonnenblumenöl,… Schlecht ist das alles sicher nicht, aber eben kein vergleichbares Pesto. Wären da Pinienkerne drin, würde es keine 2-3 Euro kosten.
@Yushka: Wenn Du das alles so konsequent durchziehen kannst, dann ist das wirklich bewundernswert! Ich versuche auch, immer mehr selbst zu machen und Kontrolle über die zugeführten Lebensmittel zu bekommen. Mangels Garten und eines grünen Daumens fehlt mir der Teil leider gänzlich – aber was nicht ist, kann ja noch werden :)
@Tanja: Dann ein herzliches Willkommen von meiner Seite und viel Spaß auf meiner Seite :D Schön, dass Du da bist!
@Wiebke: Das freut mich! :D
@Vincenzo: Ich favorisiere meist die eingelegte Variante – ich finde die Tomaten irgendwie aromatischer (und leichter zu verarbeiten).
@seasonette2: Ein handelsüblicher, nicht zu schwacher Stabmixer sollte ausreichen.
@Bitskin: Das sehe ich auch so :)
@Peter: Du kannst natürlich auch Substitutionsprodukte verwenden. Du erzielst auch mit Cashew-Kernen und ohne Parmesan sehr schmackhafte Ergebnisse, die qualitativ immer noch besser sind als die Fertigprodukte.
Ciao Uwe,
jaaaa endlich mal wieder jemand der’s begriffen hat!
Koch dein Essen selbst, du hast was g’scheits… ;-) und *fzzzziiiiibbmmm* lang dauert’s auch nicht.
Super schöne Fotos, die einen zum Nachmachen animieren.
Vielen, vielen Dank dafür!
sonnige Grüße und weiterhin ein fröhliches Köcheln
Manuela
Hallo Uwe! Bin ein Fan deines Blogs. Weiter so!
Hab heute das Pesto Rosso ausprobiert. 15ml Öl mit 140g getr.Tomaten!??? Hat sich da ein Fehler eingeschlichen? Meintest du vielleicht 150ml Öl?
Danke für die Rückmeldung!
Hm, es sind schon 15 ml – hast Du Soft-Tomaten/eingelegte getrocknete Tomaten genommen? Dann sollte das reichen.
Super. Lieber Uwe Du kreierst Rezepte einfach und für Kochfrik’s ideal zum Nachkochen. Eine Bereicherung dabei zu sein. Dankeschön
Daniel
Danke Dir, freut mich!
Etwas spät mische ich mich auch noch in die Diskussion ein. Jetzt, anfangs August, ist auch die ideale Zeit, Tomaten selbst zu trocknen; die Sonne hilft, die Energiebilanz nicht allzu sehr zu belasten. Und gekaufte fertige Ricotta ist definitiv überteuert. Sie lässt sich mit kleinem Aufwand selber machen, und man kann sie dann so saftig oder trocken zubereiten, wie man mag.
Gruss Bea